Begegnungen im März 3

Am 14. März stirbt Georgs Cousin Tonda Kundera. Er lebte in Mähren und wurde 84 Jahre alt. Ich hatte ihn und seine Familie auf meinen Reisen in den 70er Jahren in die damalige Tschechoslowakei kennengelernt. Bei der heiligen Maria von Fatima hier in der Pfarrkirche von Leukerbad zünde ich für ihn eine Kerze an. In dem Moment spüre ich seine Seele. Der Verstorbene erkennt mich und sagt auf Tschechisch: «Ach du bist es!» , und nennt mich bei meinem Namen, wie Georgs Familie ihn für mich verwendet. Es scheint ihm peinlich zu sein, dass ich ihn so verzweifelt antreffe. «Ich weiss nicht wohin nevim kudykam –, am liebsten wieder zurück, aber ich weiss nicht wie.» Ich erkenne seine schwierige Situation: Seine Seele hat den Körper soeben verlassen und kann sich in dieser «Zwischenwelt» nicht orientieren. So antworte ich ihm: «Deine Familie damit meine ich die Familienmitglieder, die bereits gestorben sind – wartet auf dich auf der anderen Seite der Brücke.» Mit meiner Hand zeige ich in die Richtung hinter ihm, aus der in der Ferne ein Licht scheint. In dem Moment leuchtet seine Seele auf. Sie erinnert sich daran, dass es so ist. Ich muss weder etwas erklären noch beweisen. Nun geht alles sehr schnell:  Tonda dreht sich um und geht von zwei Engeln begleitet in die von mir gezeigte Richtung. Vor der Brücke blickt er nochmal zu mir zurück und sagt: «Grüsse alle von mir und sage ihnen, ich gehe jetzt schon mal voraus! Am Abend werden wir uns wiedersehen, ich werde dort auf euch warten!» Ich kann noch sehen, wie die Engel ihn über die Brücke begleiten und er auf der anderen Seite, die ganz in Licht getaucht ist, von seiner wartenden Familie, allen voran von seiner Mutter, liebevoll begrüsst wird. Die freudige festliche Stimmung schwappt über bis zu mir. Davon inspiriert spiele ich meine Kristallklangschalen auf dem Altar neben der Madonna mit den vielen kleinen Kerzen in den roten Plastikbechern und singe feierlich beschwingt «Dona nobis pacem» und «Dona eis requiem». Und wenn Georg wieder nach Leukerbad kommt, werden wir mit einem Gläschen hausgemachten mährischem Slivovic auf Tonda und die ganze Familie anstossen.     

Foto: Leukerbader Kirche in der Seitenkapelle der Heiligen Barbara mit meinen Kristallklangschalen
und Text: Petra Dobrovolny

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