Begegnungen zur Osterzeit 2

Ostersonntag, der 9. April: Alle feiern!

Die Kirche ist wunderschön geschmückt, die Ostermesse gut besucht. Der Chor gibt sein Bestes. Es herrscht eine freudige und feierliche Stimmung. Der Pfarrer spricht nicht davon, dass wir alle Sünder oder Sünderinnen sind, noch davon, dass Christus für uns am Kreuz gestorben ist, sondern er erzählt die Geschichte von Maria von Magdala, als sie Christus vergeblich im Grab suchte und ihn schliesslich als den Auferstandenen antraf. Ostern als Feier des Geistes über den Körper, über die Materie.
Meine Gedanken dazu: Christus hat mal gesagt: «Nimm dein Kreuz auf dich und folge mir nach.» Er hat nicht gesagt: «Ich nehme das Kreuz für dich auf mich.» Das wäre unlogisch und auch zu bequem für uns. Und dies noch für alle unsere zukünftigen Sünden! Meiner Meinung nach hat Christus als unser Lehrer seinen Körper durch die Kreuzigung transformiert, um uns zu zeigen, wozu wir als Menschen fähig wären. So wären wir auch in der Lage, auf geistigem Wege Krieg in Frieden zu verwandeln. Wenn ich singe «dona nobis pacem» meine ich damit nicht, dass eine äussere göttliche Kraft uns Frieden geben möge, sondern ich bitte darum, dass wir uns unserer eigenen geistigen Kraft bewusst werden, um diese für den Frieden in unserem Alltag einzusetzen. Gott hat seinen Sohn uns als Vorbild und Lehrer geschenkt, nicht als Opferlamm. Das Lamm liegt auf dem Buch mit sieben Siegeln. Unser Bewusstsein ist siebenfach versiegelt. Wir leben in einer Zeit, in der wir dazu aufgerufen sind, zu erwachen, d.h. unser Bewusstsein zu entsiegeln.

Während ich am Ostermontag wieder zur Mittagszeit meine Klänge und Gesänge verbreite, besuchen viele Familien die Kirche, um eine Kerze für ihre Liebsten anzuzünden. Drei Besucherinnen wollen mehr über meine Klangschalen wissen, eine Dame aus Lausanne fragt mich, ob dies eine katholische Kirche sei, andere fragen nach der Herkunft der Marienstatue und staunen, dass diese aus dem portugiesischen Fatima stammt. Manche möchten gar nichts von mir wissen und lieber inbrünstig zu meinen Klängen beten.  

Foto: Pfarrkirche Leukerbad, Altar

und Text: Petra Dobrovolny