Begegnungen 2. Hälfte April

Während ich am Ostermontag wieder zur Mittagszeit meine Klänge und Gesänge verbreite, besuchen viele Familien die Kirche, um eine Kerze für ihre Liebsten anzuzünden: «Pour grandmaman, pour grandpapa.» Drei Besucherinnen wollen mehr über meine Klangschalen wissen, eine Dame aus Lausanne fragt mich, ob dies eine katholische Kirche sei, andere fragen nach der Herkunft der Marienstatue und staunen, dass diese aus dem portugiesischen Fatima stammt. Manche möchten gar nichts von mir wissen und lieber im Stillen zu meinen Klängen beten.

Dies tun auch wieder die Teilnehmenden an meiner Klangmeditation am Freitag, den 14. April. Georg bewacht wieder die Kirchentür und sorgt dafür, dass ich mich ganz auf meine Klänge konzentrieren kann. Eine Dame aus dem Kanton Fribourg hatte mir einmal beim Proben zur Mittagszeit zugehört, war davon fasziniert und kam jetzt zum ausgeschriebenen Anlass. Am Tag danach trafen wir sie zufälligerweise in einem Restaurant wieder. Sie kam auf mich zu und bedankte sich nochmal für die wunderbaren Klänge. Während ich Ave-Maria und Salve-Regina gesungen hätte, sei sie zu Tränen gerührt gewesen.
Ein paar Tage später betritt ein Ehepaar die Kirche zur Mittagszeit und staunt über meine Klänge. Sie seien «mystisch» und führten nach innen. Es stellt sich heraus, dass sie beide Kirchenmusiker sind und aus Luzern kommen. Es erstaunt sie, wie stark meine Klänge auf- und abschwingen – oszillieren – und im gesamten Kirchenraum herumwandern. Die Organistin meint, dass ich dies unbedingt in der hiesigen Reha-Klinik kranken und gehbehinderten Menschen anbieten sollte. Wer weiss? Vielleicht wird mir der Zugang noch eröffnet. Wir leben in einer Zeit, in der Zyklen enden und sich neue Portale öffnen. Vor allem an der Sonnenfinsternis vom 20. April und der Mondfinsternis vom 5. Mai. Die Wirkung dieser himmlischen Konstellationen wird in die kommenden 6 Monate hineinwirken.

Heute, am 22. April, betritt eine etwa 20-köpfige Gruppe sogenannter geistig behinderter Tourist:innen die Kirche für eine Besichtigung. Sie winken und lachen mir herzlich zu, während ich ihnen ein kurzes Klangbad als Willkommensgruss schenke. Etwas irritiert nimmt die mir nicht bekannte Fremdenführerin von «Leukerbad Tourismus» Kenntnis von meiner Präsenz in der Seitenkapelle. Sie will offenbar ihr Programm durchziehen und beginnt ohne mich über die Länge ihres Vortrags zu informieren, etwas über die Geschichte der Kirche und Bischof Schiner, dem ersten Besitzer der Thermalquellen, zu erzählen. Nach gut 5 Minuten meint sie mit einem Kopfnicken in meine Richtung, dass ich jetzt weitermachen könne und verlässt schnellen Schrittes die Kirche. Die Gruppe folgt ihr nur zögerlich, denn viele möchten noch so lange wie möglich meine wiedereinsetzenden Klänge geniessen. Mit einem herzlichen Winken zum Abschied werde ich belohnt. 

Foto: Seitenkapelle mit Darstellung des Weges zum Grab Jesu

und Text: Petra Dobrovolny    

Begegnungen im März 2

Leukerbadner Rosinen – Klangmeditation am 10.03.2023

Am Nachmittag beginnt es heftig zu schneien. Viele Tourist*innen sind inzwischen abgereist, die Einheimischen werde wohl bei dem ungemütlichen Wetter kaum das Haus verlassen. Doch ich habe mich getäuscht: Ab 16:45 Uhr findet sich ein zahlreiches Publikum ein: Etwa die Hälfte davon stammt aus Leukerbad, die andere Hälfte kommt meiner Einschätzung nach aus der Romandie und Italien. Mein Georg weist die Plätze zu und passt auf, dass niemand die renovationsbedürftige Kirchentüre laut zuschlägt. Dieses Mal scheut sich niemand, sich in die erste Reihe zu setzen. Die Sakristanin hat links und rechts vom Altar der Seitenkapelle je eine grosse lange Kerze hingestellt und angezündet. Die gedämpfte Deckenbeleuchtung trägt zur besinnlichen Stimmung bei. Etwa fünf Minuten vor 17 Uhr bringe ich leise die drei Kristall-Klangschalen in Schwingung, denn alle sitzen schon bereit da  und schauen mich erwartungsvoll an. Den Glockenschlag zur vollen Stunde begleite ich dann kräftig und schwungvoll. Meine Klangschalen klingen fast ähnlich wie die Kirchenglocken und harmonieren sehr gut mit ihnen. Das liturgische «In nomine patris» eröffnet die Meditation, es folgt ein Stück mit meiner Kristall-Lyra, dann das «Benedictus» und «Dona nobis pacem». Etwa Dreiviertel der Anwesenden hat die Hände zum Gebet gefaltet und die Augen geschlossen. Ich spüre, wie sie den Klängen und meinem Gesang lauschen, sich darauf einlassen, innerlich ruhig werden und mir im Gebet folgen. Manche, die den Text kennen, bewegen schweigend ihre Lippen. Die Klänge wandern durch den heiligen Raum der Kirche und hüllen die Betenden in eine Energiekugel ein, in welcher wir uns mit dem gemeinsamen Wunsch nach Frieden begegnen. Diese «Friedensenergie-Kugel» verdichtet sich spürbar immer mehr während dieser Dreiviertelstunde und wir werden darin zu einer Gemeinschaft, samt den verstorbenen Seelen, die zu Besuch kommen und den Menschen, die sich aus der Ferne her – um mein Programm wissend –  eingestimmt haben. Ich schliesse mit einem «Andate in pacem». Jeder und jede kann nun etwas von dieser «Friedensenergie-Kugel» mit nach Hause nehmen. Die Glocken schlagen viertel vor 18 Uhr, ich warte betend auf das Ausklingen. Niemand kommt auf die Idee Beifall zu klatschen. Die Stille nach den Klängen ist so kostbar, und alle bleiben noch sitzen. Ich danke allen für ihr Kommen und das gemeinsame Beten für den Frieden in der Welt und auch für den inneren Frieden. Wer möchte, könne etwas für die Kollekte geben, die traumatisierten Menschen in verschiedenen Ländern zugutekäme. Drei Damen aus Genf möchten meine Instrumente noch näher anschauen und sagen, dass sie die Klänge sehr genossen hätten. Andere kommen zur Statue der heiligen Maria von Fatima und spenden eine Kerze. Die Sakristanin hat inzwischen die zwei grossen weissen Kerzen beim Altar gelöscht und sagt mir, dass ich alles so stehen lassen könne. Es bleibt mir nur übrig meine Instrumente einzupacken und Georg in die nahegelegene Cafeteria zu folgen, um gemeinsam mit einem uns befreundeten Ehepaar, das zurzeit in Leukerbad Ferien verbringt, mit einem Glas Walliser Weisswein anzustossen. Die Klangmeditation habe ihnen sehr gefallen und zufälligerweise hat unsere Freundin heute Geburtstag. Dieser Anlass sei für sie ein besonderes Geschenk, für welches sie sehr dankbar sei. Unser Freund meint, die Klänge hätten ihn an seine zwei Reisen nach Katmandu erinnert. Meine grosse violette Klangschale ist tatsächlich auch aus kristallisiertem Himalaya-Salz und klingt wie das OM, das unserem AMEN ähnelt.     

Foto und Text: Petra Dobrovolny