Hier der Link zu meinem neusten Video mit Heilfrequenzen von Sonne, Mond und Pluto für Erschöpfung und Traumata.
13.09. Der erste Schnee
In der Nacht auf Freitag, den 13. September, fiel der erste Schnee auf die Blüten meiner Geranien. Im Verlaufe des Tages wurde es so stürmisch, sodass ich mich fragte, ob ab 17 Uhr überhaupt jemand das gemütliche Hotelzimmer oder die warme Ferienwohnung verlassen wolle, um zu meiner Klangmeditation „Dona nobis pacem“ in die Kirche zu kommen. Nach meinem Üben am früheren Nachmittag traf ich auf dem Nachhauseweg zwei ältere Ehepaare, die mit ihren Rollkoffern herumirrten. Sie waren froh, jemanden in der menschenleeren Gasse anzutreffen. Wo denn die Talstation der Gemmibahn sei, fragte mich ein Herr. Ich sagte, das sei noch mindestens eine Viertelstunde zu Fuss entfernt, warum hätten sie nicht den Bus oder ein Taxi beim Busbahnhof genommen. Von einem Bus hätten sie nichts gewusst und wollten jetzt weiter zu Fuss gehen. Schliesslich hätten sie genügend Zeit, die Seilbahn fahre erst um halb drei. Ich schüttle den Kopf: „Die bekommen Sie aber nicht mehr, es ist doch schon 5 vor halb drei! Doch es reicht bis zur nächsten um 3 Uhr. Ich zeige Ihnen eine Abkürzung und erkläre Ihnen den weiteren Weg. Woher kommen Sie?“ „Aus Basel! Wir haben die „Gemmi Lodge“ für das Wochenende gebucht. Bitte gehen Sie nicht so schnell, wir kommen kaum nach!“, sagt der Basler ausser Atem. „Sind Sie von hier?“ Als ich das bejahe, ruft er den anderen seiner Gruppe zu, die keuchend ihre Koffer bergauf hinter sich herziehen: „Das ist eine Einheimische! Ich gehe schon mal mit ihr voraus!“ Oben bei der Ringstrasse angekommen erkläre ich den weiteren Weg und verabschiede mich mit besten Wünschen für einen angenehmen Aufenthalt. Jedenfalls kann ich annehmen, dass diese Gruppe aus dem Flachland wohlbehalten an ihr Ziel kommen und beim sich bereits ankündigenden Schneesturm ein sicheres Dach über dem Kopf haben wird.
Fast wäre es einer Tourengruppe beim Aletschgletscher anders ergangen. Sie wurden vom Schneesturm überrascht, fanden die Hütte nicht mehr und mussten am späten Abend bei -10°C um Hilfe rufen. Der Rettungshelikopter konnte bei solchen Wetterbedingungen jedoch nicht starten. So entschied sich eine Gruppe ortskundiger Retter mit langjähriger Erfahrung trotz allem auf den Weg zu machen. Tatsächlich fanden sie die in Not Geratenen und konnten sie zur 200m entfernten Alphütte bringen, wo sie nach Mitternacht eintrafen. Am anderen Morgen brachte der Helikopter alle wohlbehalten ins Tal bzw. ins Spital, wo die Erfrierungen behandelt wurden. Dies ist ein Glücksfall. Es kommt auch nicht häufig vor, dass Retter unter solchen Bedingungen zu Fuss aufbrechen.
Zu meinem Erstaunen fanden trotz Schneesturm immerhin 15 Personen kurz vor 17 Uhr den Weg in die Kirche und lauschten, in dicken Wintermänteln eingepackt, andächtig meiner Klangmeditation. Am Schluss danke ich jedes Mal für den Besuch und gemeinsame Beten für den Frieden im Herzen und den Frieden in der Welt. Auch wenn es draussen noch so stürmt.
Foto: Georg Dobrovolny
Text: Petra Dobrovolny
20.08.: Der Duft der Liebe Gottes
Bei meiner heutigen Klangmeditation „ausser Programm“ hörte mir eine ältere Besucherin eine dreiviertel Stunde lang zu. Danach kam sie zu mir und bedankte sich. Ich fragte sie, woher sie käme. Aus dem Kanton Jura, antwortete sie und erzählte mir, dass sie vor langer Zeit als Mitglied eines Kirchenchores in der Kathedrale von Chartres gregorianische Lieder gesungen hätte. Das fehle ihr jetzt. Meine Gesänge hätten sie daran erinnert, besonders mein „Kyrie eleison“ (Herr, erbarme Dich). Ich gebe ihr ein kleines Plakat mit den öffentlichen Daten meiner Klangmeditationen. Sie freut sich darüber und meint, dass sie an einem dieser Daten wieder nach Leukerbad käme. Dann zündet sie noch bei der heiligen Maria von Fatima eine Kerze an und verlässt mit nochmaligem Dank an mich die Kirche.
Im Bitt- und Dankbuch, welches auf dem Altar der Seitenkapelle liegt, kann jeder Besuchende Wünsche und das, was ihn oder sie gerade bewegt eintragen. Heute lese ich darin ein paar Sätze eines italienischen Besuchers: „Vielen Dank für die Erlaubnis, dieses wunderbare Gotteshaus besuchen zu dürfen. Hier spürt man den Duft der Liebe und der Güte Gottes.“ Im Original : « Si sente tutto l’amore di Dio con il suo profumo che porta l’amore è bonità.»
Ich finde es sehr berührend, dass jemand die Liebe Gottes so beschreiben kann und frage mich, ob mit dem „Parfüm“ Weihrauch gemeint ist, oder eine Mischung von Rosenholz, Wacholder und Jasmin.
Text und Foto: Petra Dobrovolny
8 – 8 – 8 Löwenportal
Die Kraft der Gewalt wandelt sich in die Kraft der Liebe!
Heute steht der Sirius über der Spitze der Cheops-Pyramide. Ein Tor öffnet sich, es erreichen uns neue Codes, die uns inspirieren zu neuen Erfindungen.
Amen
Petra Dobrovolny
Eine Marketingstrategie für Leukerbad
Theorie und Praxis
Am 26. Juni 2024, hat die Tourismus-Organisation von Leukerbad „myleukerbad.ch“ Gewerbetreibende, Ferienwohnungsbesitzende und alle anderen Interessierten zum jährlichen Informationsabend über die „Marketingstrategie 2026“ und die aktuellen Entwicklungen eingeladen. Etwa 60 Leute sind in den Theatersaal des Schulhauses gekommen. Es verspricht ein interessanter Abend zu werden, an dem ich etwas über das Marketing dieser Tourismusregion erfahren kann. „Nachhaltigkeit“ ist das Hauptthema, auf Englisch „sustainability“. Studien sollen zeigen, dass Touristen zunehmend „nachhaltiger“ reisen möchten und sich beim Aussuchen ihres Reiseziels darüber informieren, ob und wie das zur Auswahl stehende Hotel oder auch die ganze Destination mit natürlichen Ressourcen umgehen, ob regionale Produkte und authentische Veranstaltungen angeboten werden. Demzufolge ist die Nachhaltigkeit zu einem wichtigen Faktor der Marketingstrategie geworden. Wie ich zu meinem Erstaunen erfahre, sei die Schweiz europaweit führend und hat dafür das Label „swisstainable“ kreiert. Gastronomische Betriebe können das Label oder Zertifikat für einen Jahresbeitrag ab 150.- CHF erhalten, wenn sie bestimmte Bedingungen erfüllen. Geprüft wird auch, inwiefern das Personal in die Gestaltung betrieblicher Abläufe miteinbezogen wird und sich in Bezug auf die Nachhaltigkeit weiterbilden kann.
75% der Gäste, die nach Leukerbad kommen, stammen aus der Schweiz. Dies bedeutet, dass die Zeit der Schulferien die jeweilige Hochsaison bestimmt. Die meisten Gäste kommen in den Weihnachtsferien und in der sogenannten Sportwoche im Februar. Im Mai und Juni zieht es die Schweizer eher in den wärmeren Süden statt in die Berge. Die aktuelle Vermarktungsstrategie setzt also darauf, dass Leukerbad ständig, d.h. 365 Tage im Jahr, eine Feriendestination werden soll. Der September und Oktober haben hier eine gute Chance, besonders wenn über dem Mittelland und Norditalien Nebel liegt. Die Lücken in der jährlichen Auslastung könnten Gäste aus ferneren Ländern füllen. Jetzt peilt man Japan an, Marktanalysen geben Indien und China auch eine gute Chance. Asiatische Gäste sind jedoch anderes Essen gewohnt. Der Marketingchef von Leukerbad, Herr C.D. meint, dass die Hoteliers flexibel sein und zum Frühstück Nudelsuppe anbieten müssten. Ich habe bereits selbst gesehen, was ein Leukerbadner Hotel nach dem Besuch einer chinesischen Gruppe alles wegschmeissen musste. Dies sah nicht gerade nachhaltig aus.
Für die landesweite und die internationale Vermarktung von Leukerbad hat man sich der Organisation „Valais Wallis Promotion“, die 2012 gegründet wurde, angeschlossen. Diese hat für die Marke „Wallis“ das Motto „Wallis ins Herz gemeisselt“ lanciert. Der Gast soll das Wallis einfach lieben, es sich einprägen und nie mehr vergessen. Leukerbad wird mit dem Motto „Quelle zum Glück“ beworben, auf Französisch „Source de bonheur“.
Die hiesigen Marketingfachleute schwärmen von der Vielfalt, die Leukerbad zu bieten hat und meinen genau zu wissen, was der Gast hier sucht: Er wolle das Freiheitsgefühl auf einem Mountainbike geniessen oder tagsüber wandern und abends ins Thermalbad. Familien wollten „Action“ und Spass. Das alles in einer Kulisse mit natürlicher Schönheit. Dies wolle man fördern und unbedingt die Bike-Weltmeisterschaft nach Leukerbad holen.
In der anschliessenden Frage- und Antwortrunde wird eher die Skepsis des Publikums deutlich. Ein Landwirt möchte die für die WM geplante Route sehen, denn diese führe wahrscheinlich durch sein Gebiet und die Bikes würde nicht so schnell behebbare Schäden anrichten. Wie stehe es denn dann mit der Nachhaltigkeit? Antwort von Herrn C.D.: Wo es Einsprachen gäbe, würde dies bei der Routenplanung berücksichtigt. – Ich weise auf den Interessenkonflikt zwischen Wandernden und Bike-Fahrenden hin. Als konkretes Beispiel führe ich den Panoramaweg an. Besonders seit einem Jahr sind dort in der schneefreien Saison an Wochenenden immer mehr Leute auf Bikes und „Monster-Trotinettes“ unterwegs. Der Weg werde aber auch von Familien mit kleinen Kindern und von älteren Leuten benützt. Bereits mehrere Wandernde hätten mir gesagt, sie überlegten sich, ob sie das nächste Jahr wiederkämen. Früher sei es besser gewesen. Die Antwort, die ich von Herrn C.D. erhalte, lautet: Eine Mehrfachbenutzung auf Wanderwegen sei in der Schweiz prinzipiell erlaubt und meistens auch so signalisiert. Man müsse eben Rücksicht nehmen und miteinander reden. Er würde seit 20 Jahren Biken und hätte noch nie ein Problem gehabt. – Meine nächste Frage: Es gibt auch viele Gäste, die sich bei ihrem Aufenthalt in Leukerbad Ruhe und Erholung wünschen. Wie werden diese in das Marketingkonzept eingebunden? Die Antwort: Diese könnten dann kommen, wenn nichts liefe. Da würden sich die Hoteliers freuen.
Beim anschliessenden Apéro, zu welchem alle eingeladen sind, frage ich Herrn Caliesch, ob der Begriff „noise pollution“, also Lärmverschmutzung als Faktor bei der Nachhaltigkeit aufgelistet sei. Er meint, dass Leukerbad damit bestimmt kein Problem habe. Ich entgegne: „O doch, zum Beispiel auf dem Dorfplatz bei der Après-Ski-Apéro-Bar im Freien würden die Boxen voll aufgedreht.“ Er meint, wenn dies ein privater Betrieb mache, könne man dagegen nichts sagen. Und die Bar gäbe es nur eine Woche lang. Mein Gegenargument: Die erlaubte Grenze an Dezibel würde wahrscheinlich überschritten. Die Antwort: In diesem Fall müsste ich mich an die Gemeinde wenden und mich beschweren. Dann erzähle ich Herrn C.D., dass ich weltweit viel gereist sei, zum Beispiel sei ich auch auf Barbados in der Karibik gewesen. Dort gäbe es vor 2 Uhr nachts wegen zu lauter Musik keine Ruhe. Die Insel sei bekannt für „noise pollution“ und viele Gäste würden deswegen ihre Ferien nicht mehr dort verbringen. Stattdessen seien andere Inseln, die weder Internets noch Events hätten und gerade das als Marketingstrategie lancieren, ständig ausgebucht. Mein Gegenüber schüttelt den Kopf. Das sei für Leukerbad nicht möglich.
Von einem Bike-Verleiher werde ich gefragt, ob ich in Leukerbad ein Hotel führe. Meine Fragen seien so entschlossen und mutig gewesen. Ich antworte lachend, dass ich Psychotherapeutin sei und unterwegs gerne mit Leuten ins Gespräch käme. Ausserdem sei ich Klangtherapeutin, hätte sehr feine Ohren und würde in der Kirche Klangmeditationen anbieten. Ach so, meint er, dann sei ihm alles klar. Er gibt mir recht: Die Bike-Fahrenden hätten eine viel zu starke Lobby. Die Jungfrau-Bahnen zum Beispiel hätten die Regel eingeführt, dass Biker erst ab 16 Uhr auf die Kleine Scheidegg fahren dürften, wenn alle sonstigen Touristen bereits auf dem Heimweg seien. Leukerbad müsste Wandernde und Bike-Fahrende auf die Dauer auseinanderdividieren. Ausserdem meint er, dass Biker der Region nichts bringen. Sie seien meistens Tagesausflügler, die weder ein Restaurant noch ein Hotel beanspruchten. Er bekäme morgens von ihnen einen Anruf mit der Bestellung, ein Bike an einem bestimmten Bahnhof oder einer Bushaltestelle bereitzustellen. Dann würden sie die Route fahren, sich aus dem Rucksack verpflegen, abends das Bike am abgemachten Ort wieder hinstellen und mit dem Zug nach Hause fahren. Deswegen sei es unverständlich, warum Leukerbad Tourismus die Biker so stark fördere.
Zum Glück kann ich mich in meine Wohnung, die eine Oase der Stille ist, zurückziehen, wenn mir der Rummel im Dorf in der Hochsaison zu viel wird. Ich höre immer wieder von Leuten, die gerade wegen der Ruhe nach Albinen, dem Nachbardorf, umgezogen sind oder dort statt in Leukerbad ihre Ferien verbringen. Ruhe zu erleben ist vielen Menschen ein tiefes Bedürfnis. Oft sagen mir Gäste, die meinen Klangmeditationen in der Kirche zuhören: „Jetzt bin ich endlich zur Ruhe gekommen und dafür danke ich Ihnen.“ Seit heute weiss ich, dass meine Klangmeditationen sogenannte authentische Veranstaltungen sind. Somit leiste ich einen Beitrag zur Nachhaltigkeit der Destination Leukerbad.
Es stellt sich die Frage, wie realistisch die Marketingstrategie 2026, die auf Biker und asiatische Touristen setzt, für Leukerbad ist. Wie ich erfahren habe, sind Biker meistens Tagesausflügler, die weder Restaurants noch Hotels in Anspruch nehmen. Biker werde nicht verhindern, dass gastronomische Familienbetriebe oft schliessen müssen, weil die Nachfolge fehlt. Eines der ältesten Leukerbadner Hotels hatte versucht, sich in den letzten Jahren als Biker-Hotel zu profilieren. Jetzt steht es zum Verkauf ausgeschrieben. Zunehmend benützen Biker beliebte Wanderwege und werden zu einer Gefahr für Touristen, die die Stille der Berge geniessen möchten. Unfälle häufen sich auch bei Frauen und Kindern, die ihr Fahrzeug nicht richtig beherrschen. Sie fahren in grossem Tempo auf ihren Bikes oder „Monster-Trottinettes“ die Wanderwege bergab. Oft können sie nicht bremsen, weil ihnen die Kraft in den Händen fehlt. Auch die engen Gassen im Dorf bleiben von Bikern nicht verschont. Wer sollte auf wen Rücksicht nehmen? Ich habe schon mehrmals von langjährigen Stammkunden sowie von Familien mit kleinen Kindern gehört, dass sie sich überlegen, eine andere Feriendestination zu suchen.
Die Einzigartigkeit, im Marketing „USP“ genannt, von Leukerbad liegt sichtlich in der Schönheit der Natur und dem Thermalwasser, welches europaweit am reichlichsten sprudelt und bei vielen Krankheiten heilend wirkt. Warum setzt die Marketingstrategie auf Biker, die Stammgäste vergraulen? Hier wird eine Gästegruppe gefördert, die ihr Freiheitsgefühl auf Kosten von anderen auslebt. Es gibt genügend andere Regionen, die Bikerouten anbieten. Und asiatische Touristengruppen bleiben meistens in der Gruppe zusammen. Einzeln besuchen sie weder eine Cafeteria noch ein lokales Geschäft. Grosse Hotels profitieren von ihnen am meisten.
Auch stellen sich weitere Fragen:
Warum gibt es in Leukerbad weder eine Arzt- noch Zahnarztpraxis?
Warum gibt es keinen Obst- und Gemüsemarkt?
Warum wird eine derart realitätsfremde Marketingstrategie entwickelt?
Foto: Leeshörner bei Leukerbad
und Text: Petra Dobrovolny
Unwetter: Wer informiert rechtzeitig?
3. Juli: Die Folgen der Unwetter
Am vergangenen Wochenende haben Unwetter in der Schweiz grosse Schäden angerichtet, besonders im Tessin und im Wallis. Geröll-Lawinen von grossem Ausmass überraschten die Bevölkerung. Es gab auch Todesopfer. Plötzlich anschwellende Bergflüsse brachten Brücken zum Einsturz, ganze Täler wurden abgeschnitten. – Zwischen Visp und Leuk ist die Rhone über die Ufer getreten und hat viel Geröll und Sand auf den Bahngleisen hinterlassen. Die Linie Visp – Leuk ist unterbrochen, wie es Georg am Sonntag bereits vermutet hatte. Darüber wird erst am Montagmorgen ab 9 Uhr von den SBB informiert. Schnell entschliesse ich mich, meine Rückfahrt nach Leukerbad um einen Tag zu verschieben. Ab Dienstag soll gemäss SBB wieder alles normal funktionieren. Doch das Ausmass des Gerölls wurde unterschätzt. Die Arbeiten dauern länger. Im Zug von Bern nach Visp kann die Kondukteurin mir keine Auskunft darüber geben, wie ich nach Leuk komme. Ich solle mich im Bahnhof Visp erkundigen. Zwei junge chinesische Touristen fragen in gebrochenem Englisch nach der Verbindung nach Zermatt und erhalten auch dieselbe Auskunft: Im Bahnhof Visp sollten sie sich informieren. Eine deutsche Touristin schaltet sich ein. Sie selbst fahre auch nach Zermatt, sie sollten ihr folgen, es werde einen Ersatzbus geben. Doch die beiden Chinesen geraten in Panik und bereiten sich vor, bereits in Spiez auszusteigen, obwohl die Kondukteurin ihnen viermal gesagt hatte, sie sollten erst in Visp und nicht in Spiez aussteigen. Doch für chinesische Ohren klingen die Worte „Spiez“ und „Visp“ vielleicht zu ähnlich. Eine Schweizer Mitreisende zückt ihr Handy, ruft ihre Tochter an, bittet sie den Chinesen zu erklären, wie sie nach Zermatt kämen. Dann reicht sie ihr Handy einem erstaunten Chinesen mit den Worten: „My daughter speaks Chinese! Her husband is Chinese.“ Nach zwei Minuten Konversation auf Chinesisch beruhigen sich die zwei Touristen sichtlich, reichen der Mutter bzw. der Schwiegermutter eines Landsmanns ihr Handy wieder mit dem Kommentar: „Your daughter speaks very well Chinese!“
In Visp ertönt die Lautsprecherdurchsage mit Informationen zur Weiterfahrt. Genauere Auskünfte geben die mit Leuchtwesten bekleideten SBB-Angestellten auf dem Bahnsteig. Mir wird empfohlen, den Regionalzug nach Gampel-Steg zu nehmen und dort in den Ersatzbus nach Leuk umzusteigen. Es bleibt nur die Frage, ob ich den Verbindungsbus nach Leukerbad erwische. Alles geht gut, ich treffe sogar eine Leukerbadner Bekannte, die im Spital Visp arbeitet. Sie hilft mir in Gampel-Steg mit meinem Gepäck die Treppen herunter und hinauf zum Bus. Wie geplant treffe ich in Leukerbad ein und erreiche auch noch den lokalen Bus, der mich fast bis zur Haustür bringt.
Georg meint, dass Viola Amherd, Bundesrätin und Chefin des Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport VBS für eine bessere Information der Bevölkerung sorgen solle, anstatt selbst ins Wallis und ins Tessin zu reisen, um sich die Schäden anzusehen. Er schreibt eine Mail mit der Anfrage an das VBS mit der Frage, wann die Bevölkerung besser informiert werde. Eine Antwort erhalten wir nach zwei Wochen:
Es sei die Sache des Kantons Wallis die Bevölkerung zu informieren. Auf der App „Unwetteralarm Schweiz“ könnte man schweizweit immer nachschauen, was passiert. Die SBB täte ihr Möglichstes, um ihre Kundschaft über Apps aktuell zu informieren.
Am 3. Juli schreibt die Neue Zürcher Zeitung: Die Schweiz hinkt den EU-Ländern in Bezug auf die Alarmierung der Bevölkerung über drohende Naturkatastrophen hinterher.
Foto und Text: Petra Dobrovolny
Unsere Ukrainerinnen
Kleiner Alltag und grosse Weltbühne
Am 26. Juni wird der kleine Platon 2 Jahre alt. Wenn er will, wird er immer noch liebevoll gestillt. Er gedeiht prächtig, ist nie krank, hat einen umwerfenden Charme und schaut oft wie ein Philosoph in die Welt. Jetzt beginnt er zu sprechen. „Njam, njam“ bedeutet Schokolade. „Daj, daj“ heisst „Gib her!“ Mein Partner Georg ist für ihn „Djeda“, sein Grossvater. Wie kam es dazu?
Anfang April 2022 nahm unsere Nachbarin eine ukrainische Familie auf, die von Mariupol im Osten der Ukraine in die Schweiz geflüchtet war: Die Grossmutter Larissa, Jg 1968, mit zwei erwachsenen Töchtern und deren Kindern. Die älteste heisst Veronika, sie war im 6. Monat schwanger und ist bereits Mutter der 12jährigen Tochter Xenia und dem 7jährigen Pavel. Die jüngere Tochter von Larissa, Kristina, kam mit ihren zwei Kindern, der Tochter Kyria (4) und dem Sohn Kostja (2).
Platon erblickte am 26. Juni 2022 im Inselspital Bern das Licht der Welt.
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Die Namen der Familie sind hier im Text verändert.
Mariupol liegt am Ufer des Asowschen Meeres und war bereits in der Antike eine bedeutende griechische Hafenstadt. Vor der russischen Invasion zählte sie 500’000 Einwohnende.
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Ende 2022 fuhren Larissa, Veronika und Kristina mit ihren jetzt insgesamt 5 Kindern zurück in die Ukraine. Sie fanden nicht so schnell eine Bleibe. Viele ostukrainische Familien sind vor den Russen in die Westukraine geflohen. Auch hier sind Städte teilweise zerbombt und viele Häuser unbewohnbar.
Larissa versuchte nach Mariupol – jetzt russisches Besatzungsgebiet – zu ihrem Mann zu kommen, der durch einen russischen Angriff mit Granaten verletzt worden war, jedoch überlebt hatte und nach einem Spitalaufenthalt wieder im eigenen durch den Angriff beschädigten Haus wohnt. Ersatzbauteile muss er bei den Russen bestellen und unterschreiben, dass sein Haus von der ukrainischen Armee beschädigt worden war. Das wollte er aber nicht unterschreiben, obwohl eine Reparatur dringend nötig wäre und seine Töchter und Enkelkinder unter diesen Umständen nicht dort wohnen können.
Kristina fand mit ihren zwei Kindern Unterkunft bei einer Freundin in der Nähe von Kiew. Veronika fuhr mit ihren drei Kindern zurück in die Schweiz. Ihr wurde eine Wohnung in derselben Gemeinde vermittelt, sodass sie von unseren Nachbarn unabhängig wurde und vorerst mal bis Ende 2025 selbständig wohnen kann. Die zwei älteren Kinder besuchen die hiesige Primarschule und erhalten zusätzlich online-Unterricht von einer Schule in der Ukraine. Xenia beendet diesen Sommer die schweizerische Grundschule. Pavel hat Anschluss zu anderen Fussball spielenden Buben gefunden. Beide Geschwister kümmern sich liebevoll um ihren kleinen Bruder Platon, der alle mit seinem Charme bezirzt.
In den vergangenen Osterferien waren sie wieder in der Ukraine, um den Vater zu besuchen. Auch Kristina und ihre Familie konnten sie wiedersehen. Deren Mann war kurz an der Ostfront im Einsatz und kam völlig traumatisiert zurück.
Georg besucht unsere Ukrainerinnen ein- bis zweimal pro Woche, bringt ihnen frischen Fisch vom Markt oder auch Obst wie Granatäpfel, Erdbeeren, Birnen usw. Pavel liebt besonders Karotten.
Die Kinder freuen sich schon darauf, den Vater in den Sommerferien wiederzusehen. An eine Rückkehr in die Ukraine ist aber noch nicht zu denken. Dort können die Schulen aus Sicherheitsgründen nur online-Unterricht anbieten. Mehrmals täglich tönen die Sirenen. Xenia hat mir auf ihrem Handy eine App, die rund um die Uhr den aktuellen Flugalarm in betroffenen Gebieten anzeigt. Veronika möchte ihre Kinder nicht dieser ständigen Traumatisierung aussetzen. Sie versucht ihnen den Alltag in der Schweiz so normal wie möglich zu gestalten.
Am Wochenende vom 15. und 16. Juni hat die Schweiz zu einer internationalen Konferenz, die auf den Frieden in der Ukraine hinwirken soll, auf den Bürgenstock bei Luzern eingeladen. Delegationen mit Staatsführenden und Medienleuten aus über 90 Länder kamen, China und Russland blieben fern. Die Kremlführung beeilte sich kurz vor der Konferenz ihre Vorstellung von Frieden zu kommunizieren: Die Ukraine solle auf östliche Landesteile wie Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson sowie auf die Krim verzichten und dürfe niemals ein Mitglied der NATO werden. Diese Mitteilung erfolgte nicht ohne „Begleitmusik“: Vom Kreml orchestrierte Medien behaupteten, die Schweiz würde Russland angreifen. Das Gipfeltreffen wurde lächerlich gemacht, um Delegationen anderer Länder von einer Teilnahme abzubringen. Viola Amherd, unsere die Bundespräsidentin und Gastgeberin auf dem Bürgenstock wurde als Satanistin und als eine Frau, die nur an Luxus und Selbstbereicherung denkt, diffamiert. Auch Cyber-Angriffe von russischer Seite auf die Konferenz fanden statt, wurden jedoch erfolgreich abgewehrt.
Dabei „vergisst“ die Kremlführung ihre eigene Unterschrift unter das Budapester Abkommen aus dem Jahr 1994 und damit die eigene Verantwortung. Damals verzichteten die Ukraine, Belarus und Kasachstan auf ihre Nuklearwaffen. Im Gegenzug wurden diesen Ländern die bestehenden Landesgrenzen garantiert. Dieses Abkommen unterzeichneten die Russische Föderation, die USA, UK, Frankreich und später auch China. Die Ukraine hat das Abkommen eingehalten und hat ihre nuklearen Waffen abgegeben. Die Kremlführung hat das unter Völkerrecht stehende Abkommen verletzt. Bis heute gibt es jedoch kein Gericht, das solche Vergehen bestraft. Die USA, UK und Frankreich stehen aber durch ihre Unterschrift in der Pflicht, die von der Kremlführung widerrechtlich angegriffene Ukraine zu verteidigen.
An der Konferenz auf dem Bürgenstock am Vierwaldstätter See hat die Weltöffentlichkeit zum ersten Mal gemeinsam und intensiv über einen Frieden in der Ukraine diskutiert. Das abschliessende Communiqué fordert die Respektierung international anerkannter Landesgrenzen und mahnt den russischen Präsidenten, dass jegliche Drohung mit nuklearen Waffen unzulässig sein. Indien, Saudi-Arabien und Südafrika unterschreiben dieses von der Mehrheit angenommene Communiqué nicht. Viola Amherd lässt als Fazit verlauten: „Wir haben erreicht, was zu erreichen war.“
Der beim Gipfeltreffen anwesende Staatschef von Lettland, Edgars Rinkevcs, ist von diesem Ergebnis positiv überrascht: Viele Länder, auch afrikanische, südamerikanische und asiatische, die sich auf diesem Gipfel einbrachten, stützen das Recht der Ukraine auf territoriale Integrität und das Recht sich zu verteidigen. Die Wahl des Ortes sei perfekt gewesen: Der Bürgenstock habe eine friedliche Ausstrahlung.
Während meiner Klangmeditationen in der Marienkirche Leukerbad habe ich in diesen Tagen meine harmonischen Klänge und Obertongesänge vor allem in Richtung Bürgenstock geschickt. Einmal kamen zwei Touristinnen, eine etwa 45jährige Mutter mit ihrer 25jährigen Tochter, beide hellblond mit für mich aussergewöhnlich hellen blauen Augen, setzten sich eine Weile in die hinterste Kirchenbank und lauschten. Dann zündeten die Tochter bei der Muttergottes eine Kerze an, und ich fragte die Mutter, woher sie kämen. Sie tat so, als verstehe sie mich nicht. Schliesslich fiel mir ein, was auf Russisch „woher“ heisst. Daraufhin antwortete die Tochter scheu: „We are from Russia!“ Ich wollte es genauer wissen, auch wenn es den beiden Damen peinlich zu sein schien. „From Northern Sibiria.“ Also von sehr weit weg. „Your music is beautiful!“ fügte die Tochter noch hinzu. Dann verliessen die beiden Damen sehr schnell die Kirche.
In den letzten Jahren kommen deutlich weniger russische Tourist*innen nach Leukerbad. Sie dämpfen ihre Stimme oder verfallen in ein Schweigen, wenn ich im Vorbeigehen den Augenkontakt suche und sie grüsse. Einen Gruss erwidern sie nicht und schauen weg.
Der deutsche Bauer Hubert Möhrle, der durch seine Landschaftsheilungen und „Humisal“ bekannt wurde, will versuchen, den russischen Präsidenten zu treffen, um ihm die Hand zu reichen. Dann gäbe es Frieden. Ich meine, dass bei einem solchen Treffen der kleine Platon auf dem Arm seiner Mutter unbedingt mit dabei sein sollte. Sein Lächeln wirkt entwaffnend und durch den Blick in seiner Augen erkennt der Betrachter sich selbst.
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Quellenangabe zum Bericht über das Gipfeltreffen auf dem Bürgenstock mit Interview mit dem Präsidenten von Lettland: Tageszeitung „Der Bund“ vom 17. Juni 2024, S. 1 bis 3.
Text und Foto: Petra Dobrovolny
Ein seltsamer Notartermin
Für den 13. Juni ist um 13.30 Uhr der Notartermin für die kleine Wohnung, die ich kaufen möchte, festgesetzt. Ich habe mir alles in meinen Gedanken schon ausgemalt: Die meistens Möbel werde ich vom Brockenhaus abholen lassen. – Zum besseren Verständnis für die Lesenden: In Leukerbad ist es üblich, dass Mobiliar und Inventar beim Wohnungskauf vom Käufer übernommen werden. – Danach werde ich den alten Teppichboden durch Laminat ersetzen und die Wände streichen lassen. Die Küchenschränke müssen auch erneuert werden. Meine Musikinstrumente wie Klangschalen, Monochords, Gongs, Trommeln, auch die Traumharfe haben in meinem Plan bereits ihren Platz gefunden. Meine Lampe mit den kosmischen Farben werde ich auf den Tisch vor das Fenster stellen. Passende Vorhänge habe ich noch auf Vorrat. Die Wohnung möchte ich für meine Meditationen und Kreationen benutzen und auch mal jemanden zu einer Therapiesitzung empfangen.
Nach vielen Regentagen scheint heute endlich wieder die Sonne. Ich freue mich darauf, den Notar und die Eigentümer der Wohnung, ein älteres Ehepaar, kennenzulernen. Auf dem Weg zum Büro der Immobilienmaklerin Frau B. an der Dorfstrasse, wo das Treffen stattfinden soll, schaue ich noch in die Kirche und bitte darum, dass alles nach göttlichem Plan verlaufen soll. Baulärm empfängt mich. Die Dorfstrasse ist aufgerissen, neue Rohre werden gelegt. Leukerbad setzt endlich ein schon lang geplantes Fernwärmenetz in die Tat um. Anstatt mit Heizöl sollen die Häuser mit dem Abwasser der Thermalbäder beheizt werden. Es wird gebaggert und gebohrt. Die Baustellen geben die Sicht frei auf ein Labyrinth mit neuen und alten Leitungen. Anwohnende balancieren über provisorische Stege aus Holzbrettern zu ihren Hauseingängen.
Die Verkäufer der Wohnung sind bereits vor mir im Sekretariat des Immobilienbüros eingetroffen. Herr G. streckt mir seine schlaffe Hand zur Begrüssung entgegen. Er scheint verwirrt zu sein, stellt sich weder vor noch spricht er mich mit meinem Namen an, sondern teilt mir mit: „Meiner Frau ist gerade schlecht geworden, sie musste sich übergeben. Das Mittagessen im Restaurant war zu salzig.“ Auf dem Sofa sitzt eine stöhnende Frau, die sich einen grossen Schal über den Kopf gezogen hat, sodass ich ihr Gesicht nicht sehen kann. So ist es mir nicht möglich, sie zu begrüssen und kennenzulernen. Die Maklerin bittet den Notar, mich und meinen Partner Georg nach oben in den ersten Stock zu gehen und im Sitzungszimmer am Tisch Platz zu nehmen. Herr und Frau G. würden in Kürze nachkommen. Wir nutzen die Zeit, um den sympathischen jungen Notar kennenzulernen. Nach einer Viertelstunde teilt uns die Maklerin mit, dass sie mit Einverständnis von Frau G. sicherheitshalber den Rettungsdienst bestellt habe. Der Notar schlägt vor, dass er jetzt dem inzwischen ebenfalls anwesenden Herrn G. und mir den Kaufvertrag vorlesen werde. Nach unserer Unterschrift könnte die unpässlich gewordene Frau G., die immer noch im Parterre halb auf dem Sofa liegt, ihrem Mann die Vollmacht dafür geben, dass er den Kaufvertrag mit ihrem Einverständnis unterschrieben hat.
Der Baulärm auf der Dorfstrasse hält sich in Grenzen. Unter solchen Umständen habe ich noch nie einen Vertrag unterschrieben. Georg hat sich inzwischen verzogen, denn es brauche ihn nicht dazu. Wir hatten entschieden, dass die Wohnung auf meinen Namen in das Grundbuch eingetragen werden soll. Unterdessen trifft der Rettungsdienst mit einer fahrbaren Bahre ein, die er geschickt über die Stege der Baustelle balanciert. Der Notar begibt sich mit Herrn G. nach unten, um die Vollmacht auszudrucken, die Frau G. unterschreiben soll und auch möchte. Ich bleibe im Sitzungszimmer und warte ab. Nach weiteren 10 Minuten kommen der Notar und die Maklerin nach oben. Sie teilen mir mit, dass die Notfallärztin Frau G. als unzurechnungsfähig diagnostiziert hätte. Somit durfte sie die Vollmacht für ihren Ehepartner nicht unterschreiben.
Inzwischen wird Frau G. bereits auf der Bahre über die Gräben der Baustelle hinweg abtransportiert. Ihr verwirrter Mann begleitet sie ins Spital nach Visp. Er hatte sich nicht mehr von mir verabschiedet. Der Notar erklärt mir, dass der Kaufvertrag nicht zustande gekommen sei. Er müsste neu aufgesetzt werden, die Verkäufer Herr und Frau G. müssten nun beide der Immobilienmaklerin die Vollmacht zur Unterschrift geben. Ein nächster Termin sei nötig, denn ich müsste alles nochmal unterschreiben. Um mich zu trösten, fügt der Notar hinzu: „Das kann alles innerhalb einer Woche erledigt werden.“ Und er meint kopfschüttelnd, er habe noch nie erlebt, dass während eines Notartermins mit ihm die Ambulanz kommen musste. Auch ich habe so etwas noch nie erlebt. Allerdings erinnere ich mich an einen Vorfall aus dem Jahr 1991: Mein Bruder und ich hatten in Deutschland die Wohnung unserer verstorbenen Eltern verkaufen wollen und warteten mit der Maklerin beim Notar auf die Käufer. Diese erschienen jedoch nicht. Weder hatten sie den Termin vorher abgesagt noch sich nachträglich entschuldigt. Bei Notarterminen treffen die Lebenswege verschiedener Menschen, die sich vorher nicht gekannt hatten, aufeinander. Ich bin der Meinung, dass ein Liegenschaftskauf positiv verlaufen muss. Die Umstände rund um einem solchen Vertragsabschluss bestimmen das spätere Wohngefühl.
Der heutige Vorfall geschah völlig überraschend. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Eine höhere Macht hat eingegriffen. Frau G. hatte die Absicht zu unterschreiben, die Notfallärztin hat es verhindert. Darüber könnte ich mich aufregen oder mich über Frau G. oder die Ärztin ärgern und ihnen Vorwürfe machen. Doch stattdessen bin ich erleichtert und lasse los. Unter solchen Umständen wäre ich mit der Wohnung nicht glücklich geworden. Mein Georg tröstet mich: Es wird bestimmt bald eine neue und bessere Gelegenheit geben. Noch am Abend schreibe ich an den Notar, die Maklerin und die Verkäufer: „Unter diesen Umständen verzichte ich auf den Kauf der Wohnung.“
Text und Foto: Petra Dobrovolny
Filmen in einer Kirche?
Heute ist Fronleichnam und in den katholischen Kantonen der Schweiz ein Feiertag mit Messen und Prozessionen. Auch in Leukerbad. Stolze Fahnenträger, die Musikgesellschaft Gemmi mit Paukenschlägen und beschwingter Blasmusik, Blumenkinder, Kommunionskinder, der Kirchenchor, Mitbetende, … alle begleiten den Pfarrer, der das Allerheiligste, d.h. die Monstranz mit der Hostie, durch das Dorf trägt. Es werden gesegnete Brötchen verteilt, nach dem Schiessen der Schützen – zum Glück schiessen sie mit ihren Gewehren nur in die Luft – sind alle zu einem Glas Walliser Weisswein eingeladen. So wird das Leben gefeiert, in Gedenken daran, dass Christus den Tod überwunden hat. Die Freude darüber soll heute nicht nur in den vier Wänden der Kirche bleiben, sondern in Form einer Prozession in die Welt hinausgetragen werden. Eine feierliche Atmosphäre der Dankbarkeit verbreitet sich in den mit Fahnen und Blumen geschmückten Gassen.
In der Kirche brennen bei der heiligen Maria von Fatima wie immer gespendete Kerzen. Nur wenige Touristen sind unterwegs, denn das Wetter ist kühl und regnerisch. Kaum habe ich am frühen Nachmittag meine Klangmeditation, die heute nicht in einem offiziellen Rahmen stattfindet, begonnen, betreten ein Mann und zwei Frauen im Alter von etwa 80 Jahren die Kirche, lauschen und entdecken für sie unerwartet meine Klänge und lateinischen Gesänge. Ich bin gerade bei „dona nobis pacem“. Der Mann geht die Treppe zur Empore hinauf, um eine bessere Sicht auf mich und meine Klangschalen zu haben, zückt sein Smartphone und beginnt mich ungefragt zu filmen. Seine Bekannte ahmt es ihm in kurzer Zeit nach. Ich empfinde es als sehr unangenehm, sogar von zwei Kameras von oben her gefilmt zu werden. Dies ist mir hier in der Kirche noch nie passiert. So schnell wie möglich beende ich das „Gloria“ und lege eine Trinkpause ein, in der Hoffnung, dass die Filmerei gestoppt wird und die Besucher verschwinden. Doch alle drei bleiben auf der Empore, spielen sich gegenseitig auf dem Handy vor, was sie gerade aufgenommen haben, und unterhalten sich laut. Eine ungestörte Fortsetzung meiner Meditation ist mir gar nicht möglich. Kurzerhand gehe ich die Treppen hinauf und frage die Leute, woher sie kommen. Aus dem etwa 60 km entfernten Sion, lautet die Antwort, gefolgt von Komplimenten über meine Darbietung. Eine Dame scheint zu spüren, dass ich nicht sehr begeistert bin und fragt, ob es denn erlaubt gewesen sei, mich zu filmen. „Eigentlich nicht“, antworte ich, „zumindest hätten Sie mich vorher fragen können.“ Der Mann meint rechthaberisch, dass Musik geteilt werden müsse, das sei doch für private Zwecke sowieso erlaubt. Ich wende ein, dass wir uns hier in einer Kirche, also einem geweihten Ort befinden und Filmen nicht erlaubt sei. Es gäbe auf meinem Youtube-Kanal Ausschnitte meiner Klangmeditationen, falls es sie interessiere, könnten sie meine Visitenkarte mitnehmen und auch ein kleines Plakat mit den Daten meiner diesjährigen monatlichen Darbietungen. Die andere Frau begreift sofort. Und die Bekannte, die mich auch gefilmt hatte, meint, dass sie das Video löschen werde. Sie hätte es ihrem Sohn schicken wollen, um mit ihm ihre „Entdeckung des Tages“ zu teilen. Ich entgegne ihr, dass sie es nicht löschen müsste, es mir aber schicken könne. Ein paar Stunden später tut sie dies tatsächlich auch. Während meines Gesprächs mit den beiden Frauen wendet sich der Mann ärgerlich ab, geht die Treppe hinunter und geht fotografierend und filmend durch die ganze Kirche. Ich lade die Frauen ein, sich unten hinzusetzen und zu meinen weiteren Klängen im Stillen zu beten. Dies könnten sie für ein paar Minuten tun, meinen sie, denn sie würden den Anruf einer Freundin erwarten, die hier in der Reha-Klinik sei. Der Mann hat inzwischen ohne Abschiedsgruss an mich die Kirche bereits verlassen. Niemand von den dreien hat eine Kerze oder etwas für die Renovation der Kirche gespendet.
Kaum habe ich meine Meditation fortgesetzt, betreten Eltern mit zwei Kindern und deren Grossmutter die Kirche. Sie freuen sich, als sie meine Klänge hören, setzen sich leise in eine Bank und hören mir andächtig 10 Minuten lang zu. Danach zündet die Mutter fünf Kerzen bei der Marienstatue an, bedankt sich bei mir und alle verlassen leise die Kirche. So etwas ist also auch möglich.
Text und Foto mit meinen Kristallinstrumenten auf dem Altar der Seitenkapelle der Marienkirche Leukerbad: Petra Dobrovolny
Ein unerwarteter Katzensegen
Im Dezember war unseren Nachbarn eine fremde Katze zugelaufen, kurz nachdem die eigene gestorben war. Zunächst fütterten sie diese, ohne sie ins Haus zu lassen. Doch die Katze beharrte auf das von ihr gewählte neue Zuhause. Schliesslich brachten sie das Tier zum Arzt, der meinte, sie sei noch sehr jung. Er impfte sie gegen Tollwut und gab den neuen Besitzern für alle Fälle Anti-Babypillen mit. Ende April war es trotzdem so weit: Unsere Nachbarn wurden „Eltern“ von fünf sehr hübschen Kätzchen. Im Dezember hatte sich die baldige Katzenmutter ihr neues Zuhause in sehr weiser Voraussicht ausgesucht.
Text und Foto: Petra Dobrovolny