Am 8. Mai dieses Jahres jährte sich das Ende des 2. Weltkriegs zum 80. Mal. Alle Menschen freuten sich, auch in der Schweiz. Die Kirchenglocken läuteten. Schätzungsweise sind 70 Millionen Menschen umgekommen.
Und heute? Es gibt immer noch Kriege. Wann hört dieser Wahnsinn endlich auf? Darum gehe ich regelmässig in die Kirche, bringe meine Klangschalen zum Schwingen und singe „Dona nobis pacem!“
Im Nachlass meines Vaters fand ich folgenden mit Schreibmaschine geschriebenen Text, welchen der Dichter nur mit Sch. unterschrieben hatte. Den ganzen Namen weiss ich nicht mehr. Mein Vater* hatte mir das Gedicht mal gezeigt und gesagt, dass es sein geliebter Deutschlehrer von der Trarbacher Schule geschrieben hätte. Dieser Lehrer hatte den 1. und den 2. Weltkrieg erlebt.
Pfingsthymnus
Pfingsten! Es schwelgt die Natur in lieblichem Blütengewande.
Farbschön jetzt zeigen der Wald, Wiesen und Flur ihre Pracht;
Zwischen Ruinen und Schutt lebt noch immer hoffendes Spriessen,
Selbst der vernichtende Krieg liess uns das Keimen zurück.
Lauscht, wie das Jubeln und Flöten der befiederten Sänger ertönet!
Jubelt nicht jedem ein Gott laut aus der winzigen Brust!
Bienen und Falter und Hummeln und Käfer mit singenden Schwingen
Fühlen ergriffen ihr Glück, geigen ein wundersam Lied,
welches entgegen uns raunt aus dem Flüstern des schleichenden Windes,
Bald aus dem köstlichen Duft, Farben und Klängen voll Lust,
Und sich in seligem Traum berauschet zu flammender Liebe,
Weil die Natur es bestimmt, die sich durch Liebe erhält.
Wohin wir wandern und schauen mit offenen Herzen und Augen,
Alles belebt wie ein Trunk, quillend aus ewigem Born;
Nimmer versiegt, trotz entsetzlichem Grauen der furchtbaren Zeiten,
Wem tief im Busen sein Gott, ewiges Pfingsten verleiht,
Das uns aufs Neue erfüllt mit Begeisterung liebender Jugend,
Schöpferisch segnend den Geist, der uns beflügelt zur Tat.
Kriegspfingsten 1944 Sch.
*Mein Vater ist 1912 in Traben-Trarbach an der Mosel geboren und ging dort zur Schule.
Text und Foto: Petra Dobrovolny