Und Gott sprach:
„Du bist wie eine Rose,
du verschwendest deinen Duft,
egal, wer an dir riecht.
So ist auch meine Liebe
zu meiner Schöpfung:
Verschwenderisch!
Tu‘ es mir nach:
Verschwende deine Liebe!“
Text empfangen von Petra Dobrovolny
Osterbotschaft 1
Und Gott sprach:
Fürchte dich nicht! ICH segne dich!
ICH meine dich!
„Wie ist das möglich?“, meinst du,
„Es gibt doch so viele Menschen!“
Doch ICH spreche aus deinem innersten Kern,
da bist nur du,
da bist nur ICH,
WIR sind EINS.
Du bist geliebt, ICH liebe dich,
auch das ist persönlich gemeint,
du bist gemeint.
Du bist immer eingebettet in meiner Liebe,
mit Haut und Haar liebe ICH dich.
Durch und durch durchdringt dich
meine Liebe. Sei gesegnet und wisse:
Du bist beschützt!
Text empfangen von Petra Dobrovolny
Frühling und die neue Zeit
Vorgestern habe ich zum ersten Mal wieder einen Schwarm Mauersegler über Leukerbad gesehen. Sie kehren aus dem Süden zurück. Auch wenn hier noch Schnee liegt, macht sich der Frühling bemerkbar. Die Erikas in meinen Blumenkästen haben sich bis jetzt zwar gut gehalten. Doch ich sehne mich nach Frühlingblumen und kaufe bei meiner Floristin Osterglocken, Hyazinthen, Bellis, Stiefmütterchen und Primeln.
Viele spüren, dass dieser Frühling ein besonderer sein wird. Im März 2025 endet ein 12‘000jähriger Zyklus, Saturn in Konjunktion mit Neptun befindet sich im Sternzeichen Widder, 7 Planeten ordnen sich von der Erde aus gesehen in eine Linie ein, Pluto ist bereits seit ein paar Monaten im Wassermann und wird dort bis 2044 bleiben. Sonnenstürme treffen auf die Erde, das geomagnetisches Feld reagiert darauf mit grossen Schwankungen. Erdbeben sind die Folge. Santorini wurde evakuiert. Für erloschen geglaubte Vulkane erwachen.
Was bedeutet das für uns? Alte Herrschaftsstrukturen lösen sich auf. Die Zeichen stehen auf Revolution. Die Völker lassen sich nicht mehr von oben her beherrschen. Die Menschen gehen auf die Strasse. Dies sehen wir jetzt in Serbien. Die Studenten erhalten mit ihrer Forderung nach Demokratie und Aufdeckung der Korruption Unterstützung von einem grossen Teil der Bevölkerung. Die Strassen von Belgrad können die Menschenmengen kaum fassen. Sogar in Deutschland tut sich etwas. Kurz vor den Wahlen hatten sich tausende von Menschen in Berlin friedlich versammelt und für das Land gebetet. – Papst Franziskus liegt im Sterben. Wie wird es wohl mit der Katholischen Kirche weitergehen? Wird der neue Papst der letzte sein?
Mit Pluto im Wassermann werden wir neue Erfindungen erleben. Auf dem Gebiet der sogenannten künstlichen Intelligenz ist dies bereits der Fall. Auch in der Aviatik tut sich was.
Am 14. März fand eine totale Mondfinsternis im Zeichen Jungfrau statt. Das letzte Mal geschah dies im Jahr 2008. Was ist damals in deinem Leben passiert? Mir zum Beispiel wurde es möglich, mit meiner Praxis von der unteren in die obere Berner Altstadt umzuziehen. Ein „Zufall“ hatte diese Änderung bewirkt.
Am 29. März wird es eine Sonnenfinsternis geben, am 21. März ist die Tag-und-Nachtgleiche. An diesem Tag werde ich wieder eine Klangmeditation als Gebet für den Frieden unter dem Motto „Dona nobis pacem“ in der Pfarreikirche Leukerbad anbieten. Wenn ich dort mit meinen Kristallklangschalen am frühen Nachmittag „übe“, setzen sich die Besuchenden, die mich und meine Klänge zufälligerweise entdecken, immer häufiger und länger in eine Kirchenbank und halten ein in einem stillen Gebet. Oft höre ich ein Seufzen, ein Weinen, ein geflüstertes Vaterunser: „Dein Wille geschehe!“.
Tipps für weitere Infos über die laufende Zeit-Qualität:
Auf Youtube findet ihr spannende Beiträge von Dieter Broers, Uwe Breuer, Pam Gregory, Amanda Ellis, Emilio Ortiz und Alex Ferrari etc.
Foto und Text: Petra Dobrovolny
Albinen einst und heute
Heute, am 15. Januar, fahre ich zum Nachbardorf von Leukerbad, nach Albinen, walliserisch „Albinu“ genannt. Eine halbe Stunde lang dauert die Fahrt mit dem Bus auf einer meist einspurigen Strasse und durch einen Tunnel Richtung Südosten. Albinen liegt an einem steilen Hang auf 1274 m über dem Meeresspiegel – ca. 140 m niedriger als Leukerbad – mit einer herrlichen Aussicht auf das sich nach Westen öffnende Rhonetal. Wegen der längeren Abendsonne und dem besseren Schutz vor dem Nordwind ist das Klima hier milder als in Leukerbad. Dies erlebe ich auch heute: Während in Leukerbad ein stürmischer Gemmiwind aus dem Norden bläst, ist es in Albinen windstill.
In einem Vereinslokal über der Garage der Feuerwehr trifft sich heute die Seniorengruppe „60plus“ zu einem Vortrag über Albinen einst und heute. Basil Mathieu, ein über 80-jähriger Albiner erzählt den ungefähr 90 Zuhörenden von seinem Dorf, das heute etwa 250 Einwohnende zählt. Im 18. und 19. Jahrhundert gab es ca. 400, und die Grösse der Gemeinde umfasst bis heute 1540 ha. Davon war ein Drittel mit Wald bedeckt. Hier lebten bereits um 100 v. Christi Kelten, wie Funde von Gräbern aus der Zeit beweisen. Urkundlich wurde Albinen zum ersten Mal im Jahr 1224 erwähnt. Die zwei Weiler in der Nähe Tschingeren und Dorben gehören dazu. Die Gemeinde wurde anfänglich „Dorben-Albinen“ genannt, denn in Dorben befand sich das Gemeindehaus. Das politische Schwergewicht verlagerte sich erst nach 1350 nach Albinen.
Im Winter gab es jeweils bis zu 130 cm Schnee, der das Dorf oftmals für eine Woche von der Umwelt abschnitt. Die Transportmittel waren Holzski und breite Holzschlitten, die an den Aussenwänden der Häuser aufgehängt wurden. Die Häuser bestehen aus Holz und Stein, die Wände wurden mit gebranntem Kalk befestigt. Zu der Zeit gab es noch kein Zement, sondern eine Kalkbrennerei. Es gab Kalköfen, die zum Bedauern des Erzählers leider nicht restauriert wurden und schon lange nicht mehr funktionieren.
Es gab einen Schreiner und drei bis vier Schuhmacher. Jede Familie hatte mindestens eine Kuh, eine Ziege, manchmal auch einige Schafe, sowie Obstbäume – Äpfel, Birnen und Zwetschgen – und Reben im 12 km entfernten Dorf „Varen“, das als Sonnenterrasse 135 m über dem Rhonetal auf 760 m über dem Meeresspiegel liegt und den Anbau von Reben ermöglicht. Hier wurde der Wein gekeltert und gelagert. Maultiere trugen ihn jeweils in zwei länglichen Fässern hinauf nach Albinen. Jedes Fass konnte mit 75 l Wein gefüllt werden. Diese Masseinheit wurde „Lagel“ genannt. In Albinen gab es mindestens 20 Maultiere.
Der Roggen wurde in den Stadeln, die wie Holzhäuser auf Stelzen aussehen, „mäusesicher“ gelagert und im Winter gedroschen.
Das Leben richtete sich nach den Jahreszeiten. Im Sommer und Frühherbst wurde alles zum Überleben im Winter besorgt. Obst wurde gedörrt oder als Marmelade verarbeitet. Auch Schnaps wurde gebrannt. Eine Spezialität und zugleich Medizin war der „Jenziner“. Er wurde aus der Wurzel des gelben Enzians gebrannt. Das ist heute verboten, wird aber trotzdem manchmal noch gemacht. Es hiess: Wenn du genug Kartoffeln, Holz und Futter für die Tiere hast, kannst du durch den Winter kommen. Die Kartoffeln wurden in einem Loch im Naturboden des Kellers gelagert. Brot wurde nur viermal im Jahr gebacken und sehr hart gegessen. Während der langen Winterabende wurde nicht nur Wolle, sondern auch Geschichten „gesponnen“, darunter auch folgende:
„Es hiess, dass sich am 13. Januar, am Tag des heiligen Hilarius, die Seelen der Menschen, die im Verlaufe des Jahres sterben werden, sich um Mitternacht in der Kirche treffen. Josi habe sich einmal vorgenommen, der Sache auf den Grund zu gehen. Er liess sich am Hilariusabend vom Sakristan unbemerkt in der Kirche einschliessen und machte es sich so gut wie möglich auf der Empore gemütlich. Trotz der grossen Kälte schlief er ein. Der Glockenschlag an Mitternacht weckte ihn und er sah unten in der Kirche eine brennende Kerze und zwei Gestalten. Eine davon setzte sich in eine Bank und begann mit dem Rosenkranz „die 5 Wunden Jesu“ zu beten. Danach ging die andere Gestalt zum Chor hinter den Altar und rief in Richtung Josi: „Und jetzt noch „die 5 Wunden“ für den auf der Empore!“ Josi lief es kalt den Rücken hinunter. Er sagte sich: „Ich bin doch gesund, mir fehlt nix. Ich werde bestimmt noch nicht sterben!“ Es vergingen 6 Monate, bis ein Dorfbewohner starb. Es wurde Winter und siehe da, am Weihnachtsabend starb ein Zweiter. Josi dachte, dass sich die Vorhersage nicht erfüllen werde. Noch bevor der Kirchenchor das neue Jahr einsingen konnte, wurde Josi begraben.“
1850 wurde die Schulpflicht eingeführt. Davor konnten die meisten weder lesen noch schreiben. Das Gemeindehaus wurde für die Schulklasse um ein Stockwerk erweitert. Die Leute konnten aber rechnen und benutzten verschiedene Masseinheiten, zum Beispiel zur Berechnung der „Miete“ einer Alpweide für die Kühe. Die Burgergemeinde war die Besitzerin der Weiden. Als Einstandspreis zur Benutzung der Alpe und Anerkennung der Gemeinde bezahlte man 37.5 l Wein, in der damaligen Masseinheit mit einem „½ Lagel“ bezeichnet. Die Maultiere trugen den Wein in zwei länglichen Fässern, die je 1 Lagel fassten, insgesamt also 150 l pro Lasttier von Varen hinauf nach Albinen. Pro Sommer musste man ausserdem einen Tag auf der Alp arbeiten, wenn man seine Tiere dort weiden lassen wollte. Als Bestätigung dafür schnitt der Alpvogt eine bestimmte Einkerbung in ein flaches etwa 30 cm langes Holzstück, „Täslä“ genannt. Die Art der Kerben sagte aus, wie viele Rinder und Kälber man auf die Alpe treiben durfte. Auch konnte man Losholz aus dem Wald der Burgergemeinde und pro Jahr 4 Flaschen Burgerwein beziehen.
Damals wurden auch schlecht zugängliche Hänge von Hand mit Sensen gemäht, so dass die Landschaft sehr gepflegt aussah. Heute werden nur noch die leichter zugänglichen Hänge bearbeitet, sodass viele Bergweiden nicht mehr gepflegt sind und verkommen bzw. „verganden“. Im Sommer und Frühherbst haben wir in Leukerbad an Wochenenden bis zu drei Generationen beim Mähen der blumenreichen Weiden beobachten dürfen. Dies ist heute eher eine Seltenheit.
1723 wurde die Kirche gebaut, 1739 kaufte sich Albinen von Leuk los. 1906 gab es das erste Lebensmittelgeschäft, das vor allem Salz, Petrol und Tabak anbot. Heute befindet es sich im Besitz der Gemeinde und führt natürlich ein breiteres Sortiment. 1946 gab es ein starkes Erdbeben, das die Kirche, die der Schutzpatronin der Bergbevölkerung, der Heiligen Barbara, geweiht war, schwer beschädigte. Sie wurde notdürftig repariert. Die 1955 entstandene Strasse ins Tal ermöglichte den Bau einer neuen Kirche. Der damalige Pfarrer wünschte, dass sie die Form eines Schiffs ähnlich der Arche Noah haben und dem Bruder Klaus geweiht werden sollte. Die damals moderne Architektur war wohl für viele gewöhnungsbedürftig. Nach der Eröffnung berichtete eine Tageszeitung über „das gekenterte Schiff von Albinen“.
Den Worten Basils möchte ich noch Folgendes hinzufügen, was ich beim letztjährigen Vortrag von Bruno Zumofen in Leukerbad erfahren habe:
Bei den zahlreichen Bade- und Kurgästen waren Anfang des 20. Jahrhunderts die Albiner Blumenkinder sehr beliebt. Auf den schmalen Wegen nach Leukerbad pflückten sie einheimische Blumen, vor allem Alpenrosen. Diese verkauften sie in kleinen Schachteln den Gästen, die die Alpenflora per Post Bekannten und Verwandten in die ganze Welt verschickten. Manchmal verdienten die Blumenkinder pro Monat sogar mehr als der Familienvater. – Bevor es 1978 die Strasse von und nach Leukerbad gab, war die Benutzung der an den Felswänden fest installierten Leitern zur Überwindung der steilsten Wegstücke eine Selbstverständlichkeit. Heute gibt es immer noch 8 Leitern für schwindelfreie Wandernde. – Medizinisch versorgte sich die Dorfbevölkerung mit Heilkräutern. Es gab und gibt heute noch in Albinen einen Kräutergarten. Für schwerere Fälle kam ein Arzt aus dem Tal auf einem Maultier. Es soll einmal eine Hebamme gegeben haben, die auch gebrochene Arme und Beine richtig schienen konnte.
Am Anfang, in der Mitte und am Ende seines Vortrags spielt Basil Stücke auf seiner Mundharmonika. Er gibt auch noch weitere Dorfgeschichten zum Besten. Das meiste davon habe ich nicht verstanden, denn Basils Wallisertitsch, das man wohl eher als „Albinutitsch“ bezeichnen könnte, klingt für meine Ohren sehr ungewohnt. Sogar einige Walliser Gäste aus dem Tal hatten etwas Mühe damit. Doch haben wir alle seine anderthalbstündige Darbietung genossen, in der er uns in die Welt der früheren Generationen von „Albinu“ entführte. Da ich weder im Wallis noch in den Bergen, sondern in Luxemburg aufgewachsen bin, habe ich mir nicht eingebildet, dass ich diesen Vortrag ohne Fehler und Missverständnisse wiedergeben kann. So habe ich Basil Mathieu meinen Text mit der Bitte um Korrekturen per Post geschickt und ihm ein Treffen vorgeschlagen. Darüber hat er sich sehr gefreut. Bald sassen wir zusammen in einer Cafeteria in Leukerbad. Basil beantwortete meine Fragen und erklärte mir seine zahlreichen Berichtigungen, die er sorgfältig mit Rotstift angebracht hatte. Ich habe sie hier im Text berücksichtigt. Als Dank für meine Interesse schlug Basil vor, im Mai, wenn der Schnee geschmolzen sei, meinen Partner Georg und mich durch sein Heimatdorf zu führen und uns noch weitere Geschichten von Albinen einst und jetzt zu erzählen.
Foto: Albinen mit Blick auf das Rhonetal
und Text: Petra Dobrovolny
Heile dich selbst mit der Sonne
Die Frequenzen der Walliser Sonne unterstützen dein Immunsystem und bringt Gleichgewicht in Stimmungsschwankungen!
Beste Wünsche
Petra Dobrovolny
Rückblick und Ausblick
Pluto hat am 19. November 2024 nach 200 Jahren wieder das Sternzeichen Wassermann erreicht und wird die kommenden 20 Jahre dort verweilen. Die Zeichen stehen auf Transformation und Innovation mit tiefgreifenden und langfristigen Folgen, so wie damals zur Zeit der französischen und der industriellen Revolution. Gemäss Vorhersagen von Astrologen und Astrologinnen werden alte starre Strukturen zerfallen, vertuschte Wahrheiten werden zum Vorschein kommen, Völker werden Gerechtigkeit, Frieden und Freiheit fordern. Neue bedeutende Erfindungen werden unseren Alltag verändern. Die Veränderungen werden ab 2025 an Tempo aufnehmen und zeigen sich bereits jetzt:
Die Ureinwohner von Neuseeland, die Maori, demonstrieren gegen ein von der Regierung geplantes Gesetz, das ihre Rechte einschränkt. In Georgien geht nach der manipulierten Wahl des prorussischen Präsidenten die Jugend auf die Strasse: „Wir wollen uns die Zukunft nicht stehlen lassen.“ Die Polizei greift mit Gewalt ein. Hingegen entscheidet die Regierung Rumäniens die Wahl des Präsidenten zu wiederholen. Bei der Auszählung der Stimmen wurden bei der ersten Wahl die gleiche Art von Manipulation entdeckt wie in Georgien.
Nach 54 Jahren wird am 8. Dezember das diktatorische Assad-Regime in Syrien gestürzt. In Damaskus wird gefeiert. Die neue Führung will angeblich nicht auf Rache setzen, sondern auf Frieden und Gerechtigkeit.
In Europa wollen sich einzelne Regionen aus zentralistisch geführten Staaten lösen und pochen auf Autonomie. Von Katalonien und dem Baskenland ist dies schon längst bekannt. Nun erfahre ich von französischen Touristen während ihres Besuchs in der Kirche von Leukerbad, dass die Haute-Savoie sich von Paris lösen will. Sie erzählen mir, dass die Kirche in ihrem Heimatstädtchen genauso aussähe wie die hiesige. Die Region der Haute-Savoie hätte historisch gesehen dieselbe Kultur wie das Wallis und das Tessin bis Turin in Norditalien. Wer weiss, vielleicht wird eine neue Art Gemeinschaft entstehen mit der Schweiz, Westfrankreich und Norditalien? Pluto im Wassermann bewirkt Grenzen neu zu denken. Der Walliser Bischof Schiner wollte Mailand und Genua an die Schweiz anbinden. Nach der verlorenen Schlacht von Marignano 1515 war dies jedoch kein Thema mehr. In jener Zeit war Pluto auch im Wassermann: Renaissance und Reformation! Und später? Ich kann mich noch daran erinnern, dass mein Vater als Mitarbeiter der Hohen Behörde der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl 1955 ein Exemplar des ersten europäischen Passes erhielt.
Die Idee, über Grenzen hinweg gemeinsam etwas zu erschaffen, was dem Frieden und dem Gemeinwohl dient, kann begeistern. Wer erinnert sich noch an die Anfangszeit der Europäischen Gemeinschaft? Wer weiss, unter welchen Umständen, und warum sie von wem gegründet wurde?
Nach den zwei Weltkriegen sehnten sich die Menschen nach Frieden. Doch wie konnte dieser entstehen und andauern? Der Franzose Jean Monnet (1888 – 1979) sah die Lösung in der Zusammenarbeit ehemaliger Kriegsparteien und entwarf 1950 das Projekt einer Europäischen Gemeinschaft, welches der Versöhnung von Frankreich und Deutschland und dem Frieden in Europa dienen sollte. Die gesamte Stahl- und Kohleproduktion beider Länder sollte einer gemeinsamen Hohen Behörde unterstellt werden, die auch anderen europäischen Ländern offenstand. Nachdem ihm der Aussenminister Frankreichs, Robert Schuman, ihm grünes Licht gegeben hatte, unterbreitete Jean Monnet seine Idee, die auch „Schuman-Plan“ genannt wurde, dem damaligen ersten Kanzler der Bundesrepublik Deutschland. Konrad Adenauer erkannte sofort das grosse Potenzial des Projekts und sagte nach Jean Monnets Besuch: „Gott hat mir einen Engel geschickt.“
Zu der Zeit war mein Vater im Presse- und Informationsamt der Bundesregierung in Bonn tätig. Sein Vorgesetzter, Konrad Adenauer, empfahl ihn Jean Monnet als Mitarbeiter. Die von Frankreich, Deutschland, Belgien, den Niederlanden, Luxemburg und Italien neu gegründete Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl – EGKS – eröffnete im Sommer 1952 ihren Sitz in Luxemburg. Jean Monnet war der erste Präsident der Hohen Behörde und engagierte meinen Vater als Referenten für Öffentlichkeitsarbeit im Informationsdienst der EGKS. Dies geschah zwei Monate, bevor ich das Licht der Welt erblickte. Meine ersten 18 Lebensjahre bin ich mit „Europa“ und der Begeisterung dafür aufgewachsen. Vom Kindergarten bis zum Abitur besuchte ich die erste Europäische Schule. Es war selbstverständlich, dass wir Kinder gemeinsam mit Kindern anderer Nationalitäten und Religionen lernten und spielten. Nach dem Abitur gingen die meisten von uns zum Studium in andere Länder – damals gab es in Luxemburg noch keine Universität – und heirateten später Partner und Partnerinnen einer anderen Nationalität. Gerade wenn jemand „anders“ oder „fremd“ war, verliebten wir uns.
Die Europäische Gemeinschaft wird in Dokumentarfilmen als das erfolgreichste Friedensprojekt des 20. Jahrhunderts bezeichnet. Trotzdem war sich Jean Monnet bewusst, dass die Umsetzung seiner Ideen Zeit benötigt. Besonders bei seinen Meinungsverschiedenheiten mit Frankreichs Präsident Charles de Gaulle dachte er, dass erst die nächste Generation reif dafür werde, aber auch einer entsprechenden Bildung bedürfe. In seinem Testament bestimmte er, das sein Landhaus in Houjarray, Frankreich, ein Ort des Gedenkens, der Weitergabe und der Bildung für Jugendliche aus aller Welt werden soll. Auch dank des Engagements seines Enkels wurde dies verwirklicht. Jean Monnets Glauben an zukünftige Generationen war grösser als sein Vertrauen in die Bürokratie in Brüssel. So ist es kein Zufall, dass sich der grösste Teil seines Nachlasses in einem öffentlichen Archiv in der Schweiz befindet und von der Stiftung „Fondation Jean Monnet pour l’Europe“ in Lausanne gehütet wird. Ermöglicht wurde dies durch seine Freundschaft mit dem Lausanner Professor Henri Rieben, welcher der erste Präsident der Stiftung war.
Gemäss dem Wunsch meines inzwischen verstorbenen Vaters habe ich seinen Nachlass im Jahr 2010 dieser Stiftung anvertraut. In dem dortigen „Fonds Petra Dobrovolny-Mühlenbach“ befinden sich wertvolle Pressefotos und weitere historische Dokumente meines Vaters aus den Anfängen der Europäischen Gemeinschaft der 1950er und 60er Jahre, sowie meine Schulhefte und -bücher der ersten Europäischen Schule. Am 25. November habe ich die Stiftung in Lausanne wieder einmal besucht und weitere Dokumente überreicht. Einen Nachmittag lang habe ich den dortigen Archivaren über die damalige Tätigkeit meines Vaters, unser Familienleben in dem internationalen Umfeld und meine Erlebnisse in der Europäischen Schule Luxemburg erzählt. Die Archivare waren für meinen Besuch sehr dankbar, denn sie erhalten historische Dokumente eher von bereits verstorbenen Personen und nicht von einer noch lebenden Zeitzeugin. Auch ich bin dankbar dafür, dass sich die wichtigen historischen Dokumente meines Vaters und von mir sich von Experten aufbewahrt und gut behütet in einem öffentlichen Archiv befinden, welches weltweit der jetzigen und den zukünftigen Generationen zugänglich ist und bleiben wird. Besonders in dieser Zeit, in der die Kriege weltweit zunehmen, sind die Ideen Jean Monnets gefragter denn je. Vor kurzem wurden in seinem Landhaus in Frankreich unerwarteterweise mehrere alte Filmrollen mit historischen Aufnahmen gefunden. Nach diesem Fund erstellte das französische Fernsehen im Frühjahr dieses Jahres einen spannenden und sehr sehenswerten Dokumentarfilm über das Leben von Jean Monnet. Wenn Ihr bei Youtube unter „Jean Monnet, l’aventurier de l’Europe“ eingebt, könnt Ihr ihn finden. Ich konnte diesen Film am 5. November bei der Fondation Jean Monnet pour l’Europe in Lausanne anschauen. Die Filmautoren, darunter der Enkel von Jean Monnet, Jean-Marie Lieberherr, waren bei der Vorstellung anwesend. Während der Fragerunde mit dem Publikum sagte ich, dass ich als kleines Mädchen seinen Grossvater gekannt hätte und dieser Film gerade für die jetzige Zeit und die junge Generation so wichtig sei. Herr Lieberherr meinte, er würde mich beneiden, denn im Unterschied zu ihm hätten ich und vor allem mein Vater noch die Zeit der Begeisterung für Europa erlebt.
Zur Jahreswende blicken wir zurück auf das vergangene Jahr und fragen uns: Welche Höhepunkte haben wir erlebt? Für mich waren dies meine zwei Besuche bei der Fondation Jean Monnet pour l’Europe im November und das Schreiben meiner Memoiren. Als Kind und Jugendliche habe ich erlebt, wie durch eine Idee eine friedliche Welt erschaffen werden kann. Diese Erfahrung prägt mich bis heute. Sie ermutigt mich weiterhin dazu, durch Klänge und Farben Harmonie und Heilung zu bewirken. So werde ich auch 2025 meine Klänge und Gesänge in die Welt schicken – zum Beispiel auf meinem Youtube-Kanal – und Klangmeditationen für den Frieden unter dem Motto „Dona nobis pacem“ in der Leukerbadner Marienkirche anbieten. Dazu seid Ihr alle herzlich eingeladen.
Mehr findet Ihr bei www.dolphinkissis.ch
Und wofür begeistert Ihr Euch im neuen Jahr? Wie setzt Ihr Eure Talente für eine friedliche Welt ein?
Foto und Text: Petra Dobrovolny
13. Dezember 2024
Heute biete ich zum letzten Mal in diesem Jahr meine Klangmeditation „Dona nobis pacem“ in der Seitenkapelle der Leukerbadner Pfarrkirche an. Gleichzeitig findet im Aufbahrungsraum St. Josef eine Totenwache für eine verstorbene Dorfbewohnerin statt. Der mit Blumen geschmückte Sarg ist in der Mitte des Raumes aufgestellt, das ganze Dorf verabschiedet sich von einem geliebten Menschen. In Gedanken schicke ich meine Klänge in diesen Raum und ein „Agnus Dei, dona eis requiem“, „Lamm Gottes, schenke der Verstorbenen Frieden“. Nach meiner Vorstellung sucht ein Basler Ehepaar das Gespräch mit mir und meint, die Klänge seien wunderschön gewesen. Sie seien selbst Musiker, spielten aber eine ganz andere Musik und hätten so etwas noch nie gehört. Die Baslerin bedankt sich besonders bei mir, denn sie sei mit Schmerzen im Bauch gekommen und würde jetzt schmerzfrei wieder gehen. Sie ist nicht die Erste, die mir eine so erfreuliche Rückmeldung gibt.
Foto und Text: Petra Dobrovolny
7. 12.: Notre Dame, Paris
Was internationale Zusammenarbeit zu einem friedlichen Zweck bewirken kann, zeigt sich in diesen Tagen in Paris. Am 7. Dezember wurde die Cathédrale Notre-Dame feierlich wiedereröffnet. Am 19. April 2019 war in deren Dachstock aus unbekannten Gründen ein Brand ausgebrochen. Die Bilder gingen um die Welt und berührten die Herzen. Die Feuerwehr konnte durch richtiges Handeln das Schlimmste verhindern: Die zwei vorderen Türme fielen nicht und die vordere Fassade blieb fast unbeschadet. Wie durch ein Wunder verfehlte der herabstürzende Vierungsturm, „la flèche“ genannt, die berühmte Statue der Madonna mit dem Kind aus dem 14. Jahrhundert und die Pietà in der Mitte der Kathedrale. Schnell wurde entschieden: Notre-Dame soll wieder aufgebaut werden. Spenden aus der ganzen Welt trafen ein. Während vier Jahren gaben 2000 Fachkräfte aus allen möglichen Ländern ihr Wissen und ihre ganze Kraft in dieses Projekt, das zu Beginn unmöglich schien. Seine Rede hätte Präsident Macron gemäss Weisung der Kirchenobersten auf dem Platz vor der Kathedrale halten sollen. Das schlechte Wetter verhinderte dies zum Glück, und sie fand im Inneren statt. Er dankte allen, die dazu beigetragen haben, dass diese Kathedrale, die nicht nur Frankreich, sondern der ganzen Welt gehöre, in einer noch grösseren Schönheit, „splendeur“, wiederauferstanden sei. Die Eröffnungsfeier dauerte drei Stunden und wurde weltweit übertragen. Zu Gast waren u.a. Trump mit einer goldgelben Krawatte, Selenskyj in militärgrün, Steinmeier mit Gattin, Georgia Meloni, die zu meinem Erstaunen mit Macron Englisch spricht, Prince William, dessen Hand von Trump herzlich geschüttelt wurde, und Elon Musk. Es ist ein Tag der Freude.
Die meisterhaft vorgetragene klassische Musik vertieft die Stimmung der Freude und Dankbarkeit. Ein Kopfschütteln bewirkt allerdings eine Passage der Improvisation des Organisten während der feierlichen Einweihung der neuen Orgel. Er hämmert einige Minuten lang wild auf die Tasten ein, sodass laute und disharmonische Klänge sich in den heiligen Raum und über das Publikum ergiessen. In einem nächsten Teil improvisiert er mit kirchentraditionellen Klängen und Tonlagen, die nach dem wilden Ausbruch besonders sanft und wohltuend wirken. Trotzdem erhält der Organist in nachträglichen Kommentaren schlechte Noten. Ich kommentiere auf Youtube: Es könnte sein, dass der Musiker den Zustand der Welt spiegeln und an die furchtbaren Kriege erinnern wollte. Mit einer Orgel kann man alle Fassetten ausdrücken. Sein Beitrag hat die sonst fast zu harmonische und somit einseitige Feier zu einer Vollendung gebracht. Für meinen Kommentar erhalte ich sogar Zustimmung.
Foto und Text: Petra Dobrovolny
Adventszeit
Advent: Worauf wie lange warten?
Pünktlich zum 1. Advent hängt wie jedes Jahr unser deutscher Nachbar gemeinsam mit dem Berner Nachbarn in dessen Kellerabteil etwa 20 kg rohes Schweine- und Rindfleisch zum Trocknen auf. Diejenigen unter Euch, die meine Tagebücher der letzten drei Jahre gelesen haben, wissen bereits, was nach ein paar Tagen passiert: Es entwickelt sich ein penetranter Verwesungsgeruch, der sich bis in die Waschküche und das Treppenhaus verbreitet. Seit drei Jahren beschwere ich mich über diesen Gestank, denn es ist mir jeweils für 6 Monate nicht möglich, meine Wäsche in der gemeinschaftlichen Waschküche zu trocknen. Auch an der letzten Eigentümerversammlung im Oktober, an welcher ich zum ersten Mal dieses Thema „öffentlich“ zur Sprache brachte, fand ich kein Gehör. Die Fleischtrockner meinten, dies täten sie schon seit 22 Jahren, es sei erlaubt und gute alte Walliser Tradition, von mir liessen sie sich nichts verbieten. Dass sich das Kellerabteil im gemeinschaftlichen Zivilschutzkeller befindet, sei unwichtig. Käfer und Mäuse gehörten zu einem Haus. Diese müsse man einfach töten. Dass es ein Hausreglement gibt, das bei der Nutzung gemeinsamer Räume auf die Rücksichtnahme setzt, wird ignoriert. Auch vom Verwalter. Dieser meint später zu Georg, das Problem würde sich „durch einen natürlichen Abgang“ lösen, die nächste Generation würde bestimmt kein Fleisch trocknen. Ausserdem sei diese Tätigkeit auf einen kurzen Zeitraum von 6 Wochen beschränkt. Falls ich wolle, könnte ich gerichtlich gegen diese Nachbarn vorgehen. Das will ich aber nicht. Also bleibt mir mal wieder nichts anderes übrig, als in den kommenden Monaten meine Wäsche nicht in der Waschküche zu trocknen. Das versprochene Gitter gegen Mäuse und Ungeziefer wurde bis jetzt noch nicht vor dem dortigen Fenster montiert. Niemand der anderen Miteigentümer*innen will mit der Sache etwas zu tun haben und Partei ergreifen. Niemand hat etwas gerochen. Meine Erkundigungen beim kantonalen Amt für Zivilschutzbauten ergeben: Es seien nur bauliche Veränderungen nicht erlaubt. Starke Geruchsemissionen seien Sache der jeweiligen Eigentümergemeinschaft. Ich soll also warten, bis die zwei etwa 85jährigen Nachbarn das Zeitliche segnet. Ähnlich scheint es auf der grossen Weltbühne zu sein: Wir müssen warten, bis Staatspräsidenten, die auch heute immer noch ihre Macht missbrauchen, ihr Lebensende erreicht haben, damit es Frieden und Gerechtigkeit gibt. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als öfters die Waschküche zu lüften und als Kontrastprogramm „das Parfum der Liebe Gottes“ (siehe hier im Text vom 20. August) in der Kirche zu geniessen. Die heilige Maria von Fatima tröstet mich und sagt: „Hab‘ Vertrauen! Diese Zeit wird zu Ende gehen. Hebe deinen Blick zu den Sternen: Kreise vollenden sich, neue Kreise werden beginnen.“
Foto und Text: Petra Dobrovolny
20.11.2024 „Weggeschichten“
Am 20. November hielt Bruno Zumofen, der Experte für die Geschichte Leukerbads, wieder einen Vortrag. Im Januar 2023 durfte ich bei seinen Ausführungen über die alten Badner Familien einiges erfahren. Darüber habe ich am Anfang meines Tagesbuchs 2023 berichtet. Dieses Mal heisst das Thema „Weggeschichten“, und Bruno erzählt auf „Wallisertitsch“, ab wann es welche Wege von und nach Leukerbad gab, und wer sie wann benutzen durfte. Als historisches Dokument dient ihm „das weisse Buch“, worin der jeweilige Gemeindeschreiber in der Zeit von 1500 bis 1908 alle wichtigen Gegebenheiten aufgeschrieben hat. Die heutige Strasse von Leuk im Rohnetal bis hinauf nach Leukerbad gibt es seit 1850. Vorher gab es nur den schmaleren Römerweg. Kutschen fuhren bis 1915, danach gab es bis 1967 die Zahnradbahn, welche zum grossen Bedauern vieler von Bussen abgelöst wurde.
Alte Flurnamen entstammen dem frankoprovenzalischen Dialekt. Darin enthaltene Silben wie „plan“ bedeutet Ebene oder „prae“ bedeutet Wiesenmatte. Auch keltische Namen sind erhalten geblieben. „Leuk“ bedeutet Wiese, „Dala“ trüber Fluss, „Brig“ Brücke, „Wallis“ Tal der Römer. Die damalige Walliser Währung hiess „Mauriner Pfund“. Die Strasse zur Nachbargemeinde Albinen gibt es erst seit 1978. Vorher benutzten die Einheimischen nur die Leitern, die es heute noch gibt. Es war damals keine Seltenheit, dass auch 70- oder 80jährige Frauen die Leitern geschickt hinauf- und hinabkletterten. Auch Kinder und Tiere wie zum Beispiel Ziegen wurden auf dem Rücken über die Leitern getragen.
1232 wurde zum ersten Mal der Gemmipass und der Weg nach Kandersteg erwähnt. Dies war vor Inbetriebnahme der Lötschbergbahn 1913 und weiteren Strassen- und Tunnelbauten während vieler Jahrhunderte der kürzeste Weg vom Berner Gebiet ins Wallis. In der Mitte des Weges wurde 1742 eine Zollstation erbaut, die später in das Gasthaus «Schwarenbach» umgewandelt wurde. Mit dem aufkommenden Tourismus beherbergte es berühmte Persönlichkeiten wie Alexandre Dumas, Jules Vernes, Guy de Maupassant, Mark Twain, J.W. Goethe, Lenin, Pablo Picasso usw.
Gemäss dem «weissen Buch» wurde festgelegt, zu welcher Zeit der Weg zu den Gebirgsweiden für das auf- und absteigende Vieh reserviert war. Die damaligen Kühe waren kleiner und hatten kürzere Beine. Heute weiden im Sommer nur noch Schafe rund um den Daubensee beim Gemmipass. Der Alpabzug im September ist immer noch jedes Mal ein Volksfest.
1484 wurde der Grundstein zur St. Barbara-Kirche gelegt. Bisher waren die Gläubigen jeden Sonn- und Feiertag den 16 km langen Weg zu Fuss zur nächstgelegenen Kirche nach Leuk gegangen. 1501 weihte Bischof Matthias Schiner von Sitten die Kirche ein und erklärte Leukerbad zur selbständigen Kirchgemeinde. Um 1870 wurde die Kirche erweitert, um 90° gedreht und der heiligen Maria geweiht. Dank dem erfolgreichen bischöflichen Marketing für das Bäderdorf entwickelten sich die Besucherzahlen rasant. Aus dem Jahr 1533 gibt es folgende Weisung im „weissen Buch“: „Falls jemand sich nicht zu Kurzwecken oder zu Besuch von Verwandten oder als Handwerker mit einem Auftrag in Leukerbad aufhält, solle er nach drei Tagen befragt werden. Kann er keinen Grund angeben, so solle er sofort abreisen, damit nichts Böses geschehe.“ Eine Zuhörerin im Publikum meint, diese Bestimmung sollte man heute wieder einführen. 1779 wurde der erste Kupferstich der Umgebung von Leukerbad erstellt und in demselben Jahr besuchte Goethe das Dorf. Er genoss die „säuberlich gefassten“ Thermalquellen und bedauerte, dass er nicht genügend Zeit gehabt hätte, um die Einheimischen, die er als freundlich und ehrlich einschätzte, näher kennenzulernen. Zu der Zeit betrug die Einwohnerzahl etwa 500.
Anfang des 20. Jahrhunderts waren die Albiner Blumenkinder bei den Kurgästen sehr beliebt. Auf den schmalen Wegen nach Leukerbad pflückten sie einheimische Blumen wie Edelweiss, Enzian und Silberdisteln. Diese verkauften sie in kleinen Schachteln den Gästen, die sie per Post Bekannten und Verwandten in die ganze Welt verschickten. Manchmal verdienten die Blumenkinder pro Monat sogar mehr als der eigene Familienvater.
Die Albiner Leitern gibt es heute immer noch. Sie bestehen aus Holz, und jede ist etwa 10 m lang und 1 m breit. Ich habe sie bis jetzt auf meinen Wanderwegen vermieden. Man muss schwindelfrei sein. Es ist einfacher hinauf- als hinabzuklettern.
Foto: Altes Haus in Albinen und Text: Petra Dobrovolny
